Was sind fairtrade Sneakers? (Antwort)

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Schuhe in all ihren Formen, Materialien und Farben, zählen zu den im Handel häufig nachgefragten Produkten. Jährlich werden allein in Deutschland rund 560 Millionen Paar Schuhe auf den Markt gebracht. Durchschnittlich sieben Paar Schuhe pro Jahr und Einwohner.


Damals und heute

Obwohl bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts im Zuge der industriellen Revolution Schuhe in Fabriken, und damit in größeren Stückzahlen, gefertigt wurden, war das Schuhmacherhandwerk noch bis in das 20. Jahrhundert ein weitverbreiteter Berufsstand und das Reparieren oder neu besohlen der Schuhe durchaus normal.
Inzwischen kommen mehr als 80 % aller Schuhe aus dem asiatischen Raum, wobei die Fertigungs- und Materialkosten soweit gesunken sind, dass der zu bezahlende Preis eine Reparatur kaum mehr rechtfertigt, wenn die Schuhe eine entsprechende Zeit getragen wurden.
Dies muss natürlich im Verhältnis zum durschnittlichen Einkommen in Deutschland gesehen werden und ebenso in Bezug auf maschinelle Fertigungstechniken sowie Materialien, die eine Reparatur oder den Austausch bestimmter Schuhteile nicht zulassen.

Der Schuh ist im wahrsten Sinne des Wortes zum Wegwerfprodukt degradiert. Ausnahmen davon sind natürlich maßgefertigte Schuhe in handwerklicher Tradition, die jedoch einen entsprechenden Preis besitzen.


Wo Licht ist, findet sich auch Schatten

So erfreulich sich ein breites und buntes Angebot an Schuhen für den Verbraucher darstellt, zeigt diese Form der Massenfertigung auch ihre Schattenseiten und dies im Besonderen bei den verwendeten Materialien sowie den Arbeitsbedingungen in vielen Schuhfabriken Indiens, Taiwans, Pakistans und Chinas. Der weltgrößte Schuhfabrikant, das chinesische Unternehmen Yueyuen, beschäftigt über 400.000 Menschen und produziert jährlich mehr als 300 Millionen Schuhe. Dieses wie weitere Firmen der Branche steht praktisch ständig wegen ihrer Arbeitsbedingungen in der Kritik.

© Aquir - Fotolia.com
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Fairer Handel mit Schuhen

Es geht aber auch anders. So etwa mit fair gehandelten Schuhen, deren Herstellung genauso wie die verwendeten Materialien einer Zertifizierung unterliegen. Beispiele dafür sind fair gehandelte Sneakers, die weltweit beliebtesten Freizeitschuhe.

Der Hauptbestandteil eines Sneakers, das Obermaterial, wird in den meisten Fällen aus Baumwollgeweben hergestellt. Bereits in der Baumwollproduktion wird mit der Zertifizierung zu fair gehandelten Schuhen angesetzt.

Was bedeutet Bio-Baumwolle?

Baumwolle ist nicht gleich Baumwolle. In den meisten Baumwollplantagen werden hochgiftige Pestizide eingesetzt, um die Baumwollpflanze vor Schädlingen zu bewahren. Diese Pestizide sind aber auch für die in den Plantagen arbeitenden Menschen gefährlich und bei unsachgemäßer Verarbeitung finden sich Rückstände davon in den fertigen Schuhen. Bei fair gehandelten Sneakers wird die Baumwolle von Unternehmen bezogen, die einerseits auf den großflächigen Einsatz von Pestiziden verzichten und andrerseits ihre Mitarbeiter gerecht behandeln.

Bio-Baumwolle bedeutet nicht nur den Verzicht auf Pestizide, chemischen Dünger oder genmanipulierte Pflanzen. Es ist zugleich eine nachhaltige Bewirtschaftung der Flächen unter Berücksichtigung der lokalen Bedingungen.

Naturkautschuk

Ebenso werden die weiteren Bestandteile der Schuhe unter dem Gesichtspunkt des Umweltschutzes und fairer Arbeitsbedingungen bezogen. Naturkautschuk ist so ein Produkt, das etwa für die Sohle oder die Zehenkappe verarbeitet wird. Wie bei der Baumwolle spielt die Verwendung von Chemikalien in den Plantagen wie auch die Arbeitsbedingungen eine Rolle. Die jeweiligen Betriebe, die ein Fairtrade- oder FSC-Siegel beantragen, werden eingehend überprüft und in der Folge immer wieder besucht.

Noch nicht perfekt, aber zukunftsträchtig

Es müssen aber auch Kompromisse gemacht werden. Sind die Vorgaben zu streng und damit für den Hersteller oder Plantagenbetreiber nicht mehr erfüllbar, stellt sich dieser wieder auf eine umweltschädliche und ungerechte Produktion um. Damit ist keiner Seite gedient, wobei nicht wenige Europäer gerne Wertmaßstäbe anlegen, die nur in der westlichen hoch technisierten Zivilisation ihre Bedeutung haben.
Es geht vielmehr um eine Partnerschaft zwischen den Produzenten und dem Handel, wobei der Handel einerseits faire Preise und eine dauerhafte Abnahme gewährleistet und andrerseits erwartet, das bestimmte Produktions- und Arbeitsbedingungen eingehalten werden.
Natürlich könnte etwa die Fertigung von Sneakers inklusive des Bezugs der Rohmaterialien in Ländern erfolgen, die ihrer Bevölkerung einen hohen Lebensstandard bieten und allen Ansprüchen gerecht werden, doch wäre dies eine Insellösung, die dafür sorgt, dass der rücksichtslosen Ausbeutung von Mensch und Natur Vorschub geleistet wird.

Bio-Zertifizierte Unternehmen in Drittweltländern oder Schwellenländern sind nicht einfach nur Betriebe, die bestimmten Ansprüchen einer Kundenklientel gerecht werden. Es sind Vorbilder für andere Unternehmen und vor allem zeigen sie, dass es auch anders geht, als nur durch Ausbeutung und Zerstörung.


Handwerk hat goldenen Boden

Gerade bei Schuhen, wie fair gehandelten Sneakers, kommt wieder etwas zum Tragen, das zumindest in Europa fast schon vom Aussterben bedroht ist. Die vermehrte Fertigung in Handarbeit. Im Gegensatz zur maschinellen Fertigung beinhaltet die Fertigung per Hand eine wesentlich höhere Nachhaltigkeit in der Produktion, da hier betriebswirtschaftliche Faktoren wie die Abschreibung, Wiederbeschaffung, Modernisierung des Maschinenparks und die Verwendung von umweltschädlichen Betriebsmitteln wegfällt. Natürlich kommen auch in der handwerklichen Fertigung Geräte wie Nähmaschinen oder Vulkanisierer zum Einsatz, jedoch in weit geringerem Umfang als in der herkömmlichen Schuhindustrie.

Im Vordergrund steht die Verträglichkeit zwischen Mitarbeiter, Produzent, Handel und letztlich dem Kunden, der seine Sneakers mit der Gewissheit tragen kann, dass sich nicht Kinder daran abgearbeitet haben, Hungerlöhne bezahlt und ganze Landschaften zu trostlosen Monokulturen umgewandelt wurden.

Das bedeutet aber nun nicht, dass vegane Sneakers langweilig sein müssen oder einen Einheitslook besitzen. Die Freude am spielerischen Design bleibt den Schuhproduzenten durchaus erhalten, wobei gerade der Sneaker viel Raum für Fantasie lässt.

Das war ein Gastbeitrag von Erwin Hollecker


In der Kategorie ➡ fairtrade gibt es eine Auswahl an veganen und fairgehandelten Sneakers.